Was ist das „CHAOS IM MÄRCHENWALD“?
Beim Chaos im Märchenwald handelt es sich um ein Musical, welches von den Reiterinnen und Reitern des Reiterhofs Weilermühle ab den Jahren 2006 (Teil 1), 2009 (Teil 2) und 2012 (Teil 3) live in der Reithalle aufgeführt wurde. Dabei ist zu erwähnen, dass jeder Teil eine in sich geschlossene Geschichte darstellt. Die Besonderheit unserer Pferdemusicals und der Unterschied zu anderen „Pferdeshows“ bestand von Anfang an darin, dass wir nicht wie üblich, ein paar Quadrillen zusammenhanglos aneinander reihten, sondern diese in eine fortlaufende Geschichte eingebunden wurden. Besonders wichtig war uns, durch die einzelnen Choreografien – also die Geschehnisse während der Quadrille – die Handlung nicht zu unterbrechen, sondern sie weiterzuerzählen. Die Story selbst war eine mit skurrilen Einfällen gespickte Parodie auf sämtliche Märchen die uns in den Sinn kamen. Mit Humor wurde also keineswegs gegeizt, was sicherlich sehr zum Erfolg der Stücke beitrug.
Es war einmal … Teil 1 (2006/2007)
Begonnen hat die Reise im ersten Teil, der bei einer Halloween-Party 2005 in unserem Reiterstüble das Licht der Welt erblickt hat. Die Reithalle war gerade im Bau und wir überlegten uns ein Thema für das geplante Fasnetsreiten. Für ein paar Männer in der Runde – wohlgemerkt alle nicht mehr ganz nüchtern – stand schnell fest: Es sollte auf jeden Fall eine Männerquadrille geben. Die erste Idee für das Kostüm: Ballettröckchen!
Dieses wurde aber schon nach wenigen Tagen gegen das Elfenkostüm getauscht. Genau so schnell wurde aus der Idee, lediglich eine kleine Quadrille aufzuführen, ein komplettes Märchen mit bösen Hexen, Schneewittchen und den sieben Zwergen, Rapunzel auf ihrem Turm, Rotkäppchen samt bösem Wolf, Robin Hood mit seinen Gefährten, einem feudalen Ritter mit Herold und natürlich unseren tapferen Elfen, die von nun an als „Elfensondereinsatzkommando“ im Märchenwald der Weilermühle für Sicherheit sorgen sollten. Erstaunlich war die kompromisslose Bereitschaft einiger bis dato nicht reitender Männer, hierfür extra das Reiten zu erlernen! Longenstunden wurden ab jetzt im Akkord erteilt. Daraus entstand gleich zu Beginn die wichtigste Prämisse unseres Pferdemusicals, die bis heute ihre Gültigkeit behalten hat: Jeder darf mitmachen, unabhängig seiner reiterlichen Fähigkeiten. Aus diesem Grund wurden die Wege und Lektionen unserer Quadrillen einfach gehalten (vor allem die der ausschließlich männlichen Quadrillen) und nicht nur an die großzügig in die Reithalle gestellten Requisiten, sondern auch an das reiterliche Können der Beteiligten angepasst. Unsere Reiterinnen hingegen hatten schon allein durch die größe ihrer Quadrillen ganz andere Schwierigkeitsgrade zu bewältigen.
Auf diesem Wege entstand eine vollkommen neue Art Reitershow, die sich in vielerlei Hinsicht von allem bis dato Gesehenen unterscheidet: Im Vordergrund stand der Humor. Wortwitz, Situationskomik, Lokalkolorit, die verschiedensten Märchen vermischt und parodiert, und nicht zuletzt das Erscheinungsbild unserer Elfen, gepaart mit ihrer Tollpatschigkeit, ließen zwischen den einzelnen Quadrillen keine Langeweile aufkommen.
Die Quadrillen selbst – eingebunden in die Geschichte – führten den Handlungsstrang fort, anstatt ihn zu unterbrechen.
So wurde unser Musical auch für Nicht- Pferdenarren spannend und sehenswert. Natürlich war beim ersten Teil des CHAOS IM MÄRCHENWALD keinesfalls alles so geplant. Auf gut „Elfisch“ würde man sagen: „S‘ isch halt sällmols so nah-worrä“ – oder auf Hochdeutsch: Den Zuschauern hat´s gefallen, also war´s wohl gar nicht schlecht.
Der Schwarze Ritter … Teil 2 (2009/2010)
Wer denkt, dass nur aller Anfang schwer ist, irrt gewaltig. Ob wir uns nämlich überhaupt an einen zweiten Teil des „Chaos“ (wie es auf dem Hof nur noch genannt wurde) heranwagen oder vielleicht sogar eine komplett neue Geschichte schreiben sollten, war keinesfalls klar. Die Elfen stellten aber unmissverständlich fest, dass sie noch keineswegs ans Aussterben denken wollten. Also was bliebt uns anderes übrig, als weiter zu machen? Allerdings mussten wir ein paar Mutationen im Märchenwald von Teil I zu Teil II in Kauf nehmen: Die sieben Zwerge, dargestellt von Kindern mit ihren Islandpferden – inzwischen zwei Jahre älter geworden – wollten nun keine Zwerge mehr sein, sondern Hobbits. Sei’s drum… In diesem Falle war die Suche nachpassenden Bösewichten auch nicht mehr schwierig. Man nehme ein Hand voll Hobbits, dazu eine gewaltige Übermacht an Orks, eine Prise schwarzen und weißen Ritter, eine unvergleichlich schöne Prinzessin und obendrauf das Elfensondereinsatzkommando. Jetzt kam es nur noch auf die richtige Mixtur an. Die Story stand nach einem gewaltigen Brainstorming- Abend im Familienkreis schnell fest.
Um die Fortsetzung unserer Geschichte allerdings plausibel darbieten zu können, musste man einige Rückblicke in den ersten Teil der Geschichte erlauben. Die Idee mit den Videoeinspielern auf einer großen Leinwand war geboren. Somit erweiterte sich das Aktionsfeld unserer Märchenwälder von den vier Wänden der Reithalle auf die ganze Weilermühle. Die Dreharbeiten für die nur zehn Minuten Videofilm beliefen sich auf 3 volle Tage. Und die im Video zu vernehmende Aussage von Elfe Franz: „Jetzt reitä mär hoim, mir duät nämlich langsam dr Arsch weh!“ war keineswegs nur gestellt!
Von Elfen, Vampiren und Werwölfen … Teil 3
Steigerung? Na klar! Nur… wie? In den Handlungsstrang eingebundene Quadrillen waren nichts Neues mehr. Genau so wenig, wie die schauspielerische Handlung und die Tänze zwischen und während den Reiteinlagen. Bodennebel, Lichteffekte und natürlich unsere Videoeinspieler waren ebenfalls Standard – zwar noch verbesserungsfähig, aber für uns „kalter Kaffee“. Es war schnell klar, was her musste: Gesang! Aber wie stellt man das an? Songtexte müssen etwas ausdrücken und die Musik muss die passenden Emotionen dazu erzeugen. Das alles war mit „Musik aus der Konserve“ nicht mehr zu bewerkstelligen. Zudem hätten wir aufgrund von Lizenzgebühren weder eine kostendeckende Aufführung, noch eine CD bzw. DVD unseres Musicals produzieren können. Die einzige Option: Selbermachen. Auch hier war es nur dem Zufall zu verdanken, dass Fred van Halen und Thomas Bleicher kurz vor „Produktionsbeginn“ an Bord gekommen sind. Nach einigen Stunden vor dem Storyboard, bekamen die Beiden eine Track-Liste, die nur stichwortartig meine Vorstellungen zur Atmosphäre und emotionaler Färbung der einzelnen Musikstücke enthielt. Die Trailer, die ich in den darauf folgenden Tagen „zur Probe“ per Mail bekam, waren überwältigend und übertrafen bei weitem meine Vorstellungen. Fünf Wochen später hatten Thomas und Fred alle acht Songs in Handarbeit komponiert und eingespielt. Und bei jedem Einzelnen davon voll ins Schwarze getroffen. Aber was war mit dem Gesang? Schließlich sind wir ein Reiterhof und keine Chorgemeinschaft. Hier waren es Alexandra von Hohenthal und Kuno Bucher, die sich bereit erklärten, ihr Können an die anderen Reiter zu vermitteln. Das Schreiben der Texte übernahmen Elena Geigges, Emil Wintermantel und ich. Mehrmals die Woche veranstalteten Alexandra und Kuno rege besuchte Chorproben im Reiterstüble. Mit Erfolg, wie ich meine, wenn ich mir das Resultat anhöre. Der Chor den es bei der Aufführung zu hören gab, bestand aus über 40 Reiterinnen und Reitern des Reiterhofs Weilermühle, von denen einige davor noch nie ans Singen dachten.
Damit aber nicht genug!:
Die Wichtigste Zutat für ein richtiges Musical, nämlich Musik und Gesang waren vorhanden. Was nun noch fehlte waren die Tanzeinlagen. Hierfür waren Sarah Meschenmoser und Jessi Hansler verantwortlich. An die Choreographie der Tänze wurde genau gleich herangegangen wie bei den Quadrillen: Die Tänze durften den Erzählstrang nicht unterbrechen – sie mussten die Geschichte ergänzen. Eine nahe liegende Idee war es, dort wo es möglich war, die Tänze mit den Quadrillen zu verflechten. Dies gab dem Stück nochmals etwas mehr Dynamik und Tempo.
Mehr Aufwand als je zuvor …
Die 20m² große Filmleinwand in der Reithalle sollte auch bei Teil 3 wieder zum Einsatz kommen. Hierfür setzten wir mehrere Drehtage an. Einige Eckdaten der Dreharbeiten lassen erahnen, welchen Aufwand wir für unsere Videoeinspieler betrieben haben:
– eine professionelle Filmkamera,
– 3 Making of – Kameras,
– ein 6 Meter Kamerakran,
– ein Schwebestativ,
– 4000 Watt Tageslichtstrahler u.v.m. …
Für das Filmequipment waren ein voll beladener Pferdehänger und zwei PKW erforderlich. Etwa 50 Personen waren an den Drehtagen vor Ort die um die Darsteller herum mit aufgaben wie Pferdemanagement, Kochen, Bewirtung, Kameraassistenz, Beleuchtung, Schminken und Transportaufgaben betraut waren. Eine ausführliche Dokumentation über die Dreharbeiten, sowie auch den gesamten Rest der Produktion, ist auf unserer „CHAOS III – DVD“ im „Making of“ zu finden.
Die Produktion der DVD und der Musik- CD
Ein Musical an dem über 100 Menschen beteiligt waren und dessen Produktion 18 Monate in Anspruch nahm, darf man nach Beendigung der Aufführungen nicht einfach in Vergessenheit geraten lassen. Etwas das bleibt – eine DVD – muss her. Das diese DVD in ihrer Qualität dem Musical selbst in nichts nachstehen darf wenn es diesem gerecht werden will, versteht sich von selbst. Aus diesem Grund wurden die Aufnahmen für die DVD ebenfalls mit der oben genannten professionellen Ausrüstung produziert. Das Besondere an der DVD: Nur etwa 30% der verwendeten Szenen stammen aus der Live- Aufführung. Der gesamte Rest besteht aus ausschließlich für die DVD gedrehten Nahaufnahmen oder Aufnahmen der fliegenden Kamera die am Kran montiert war.
Für die Produktion dieser Aufnahmen kamen die 70 Darsteller + ca. weitere 30 Mitwirkende des Chaos im Märchenwald mehrere Nächte (wegen der Lichtverhältnisse musste es dunkel sein) in der Reithalle zusammen (s. Making of auf der DVD). Wir mussten sogar eine Koppel zum Parkplatz umfunktionieren um allen Beteiligten eine Parkmöglichkeit bieten zu können. Der Aufwand hat sich allerdings gelohnt! Schaut man sich die DVD an, befindet man sich nicht am Rand des Märchenwaldes, sondern mitten drin! Unser Komponist Thomas Bleicher nahm sich die Vertonung der DVD vor. Der Ton entspricht dem höchstmöglichen DVD- Standard und liegt in 5.1 Surround- Codierung vor. Zudem wurden alle Songs mit zuschaltbaren Untertiteln versehen. Ganz besonders stolz sind wir allerdings auf unser MAKING OF! In insgesamt 10 Kapiteln wurde hier – durchgehend kommentiert und mit Interviews vieler Beteiligten – die Entstehung des Chaos im Märchenwald dokumentiert. Aus den anfänglich geplanten 30 Minuten Making of, wurden dann doch recht schnell ein 2,5 Stunden- Monsterprojekt.
Das „Chaos im Märchenwald, Teil III“ ist eine faszierende Mischung aus Spielfilmsequenzen, Special Effects und Live-Aufnahmen, über das die Lokalpresse treffend schrieb: “Hollywood in Weilermühle” (Südkurier) und “eine Geschichte, die nicht nur Pferdefans begeistert” (Schwäbische Zeitung). Über 100 Personen, darunter 70 Darsteller haben mit mehr als 50 Pferden eine herausragende schauspielerische Leistung geboten, die professionellen Akteuren mit Sicherheit in nichts nachsteht. Kein Wunder, dass das Premierenpublikum so manche Freudenträne geweint hat und sich einig war: „So etwas gab es am Bodensee noch nie zu sehen.“
Das CHAOS IM MÄRCHENWALD wäre ohne das Engagement, die Talente, die Ideen und nicht zuletzt die Verlässlichkeit eines jeden Einzelnen nicht zu Stande gekommen. Ich bin stolz auf den Zusammenhalt unserer Hofgemeinschaft und freue mich schon auf unser nächstes Projekt!
Stefan Wintermantel
Es war einmal … Teil 1 (2006/2007)
Dieses wurde aber schon nach wenigen Tagen gegen das Elfenkostüm getauscht. Genau so schnell wurde aus der Idee, lediglich eine kleine Quadrille aufzuführen, ein komplettes Märchen mit bösen Hexen, Schneewittchen und den sieben Zwergen, Rapunzel auf ihrem Turm, Rotkäppchen samt bösem Wolf, Robin Hood mit seinen Gefährten, einem feudalen Ritter mit Herold und natürlich unseren tapferen Elfen, die von nun an als „Elfensondereinsatzkommando“ im Märchenwald der Weilermühle für Sicherheit sorgen sollten. Erstaunlich war die kompromisslose Bereitschaft einiger bis dato nicht reitender Männer, hierfür extra das Reiten zu erlernen! Longenstunden wurden ab jetzt im Akkord erteilt. Daraus entstand gleich zu Beginn die wichtigste Prämisse unseres Pferdemusicals, die bis heute ihre Gültigkeit behalten hat: Jeder darf mitmachen, unabhängig seiner reiterlichen Fähigkeiten. Aus diesem Grund wurden die Wege und Lektionen unserer Quadrillen einfach gehalten (vor allem die der ausschließlich männlichen Quadrillen) und nicht nur an die großzügig in die Reithalle gestellten Requisiten, sondern auch an das reiterliche Können der Beteiligten angepasst. Unsere Reiterinnen hingegen hatten schon allein durch die größe ihrer Quadrillen ganz andere Schwierigkeitsgrade zu bewältigen. Auf diesem Wege entstand eine vollkommen neue Art Reitershow, die sich in vielerlei Hinsicht von allem bis dato Gesehenen unterscheidet: Im Vordergrund stand der Humor. Wortwitz, Situationskomik, Lokalkolorit, die verschiedensten Märchen vermischt und parodiert, und nicht zuletzt das Erscheinungsbild unserer Elfen, gepaart mit ihrer Tollpatschigkeit, ließen zwischen den einzelnen Quadrillen keine Langeweile aufkommen.
Die Quadrillen selbst – eingebunden in die Geschichte – führten den Handlungsstrang fort, anstatt ihn zu unterbrechen.
So wurde unser Musical auch für Nicht- Pferdenarren spannend und sehenswert. Natürlich war beim ersten Teil des CHAOS IM MÄRCHENWALD keinesfalls alles so geplant. Auf gut „Elfisch“ würde man sagen: „S‘ isch halt sällmols so nah-worrä“ – oder auf Hochdeutsch: Den Zuschauern hat´s gefallen, also war´s wohl gar nicht schlecht.
Der Schwarze Ritter … Teil 2 (2009/2010)
Wer denkt, dass nur aller Anfang schwer ist, irrt gewaltig. Ob wir uns nämlich überhaupt an einen zweiten Teil des „Chaos“ (wie es auf dem Hof nur noch genannt wurde) heranwagen oder vielleicht sogar eine komplett neue Geschichte schreiben sollten, war keinesfalls klar. Die Elfen stellten aber unmissverständlich fest, dass sie noch keineswegs ans Aussterben denken wollten. Also was bliebt uns anderes übrig, als weiter zu machen? Allerdings mussten wir ein paar Mutationen im Märchenwald von Teil I zu Teil II in Kauf nehmen: Die sieben Zwerge, dargestellt von Kindern mit ihren Islandpferden – inzwischen zwei Jahre älter geworden – wollten nun keine Zwerge mehr sein, sondern Hobbits. Sei’s drum… In diesem Falle war die Suche nachpassenden Bösewichten auch nicht mehr schwierig. Man nehme ein Hand voll Hobbits, dazu eine gewaltige Übermacht an Orks, eine Prise schwarzen und weißen Ritter, eine unvergleichlich schöne Prinzessin und obendrauf das Elfensondereinsatzkommando. Jetzt kam es nur noch auf die richtige Mixtur an. Die Story stand nach einem gewaltigen Brainstorming- Abend im Familienkreis schnell fest. Um die Fortsetzung unserer Geschichte allerdings plausibel darbieten zu können, musste man einige Rückblicke in den ersten Teil der Geschichte erlauben. Die Idee mit den Videoeinspielern auf einer großen Leinwand war geboren. Somit erweiterte sich das Aktionsfeld unserer Märchenwälder von den vier Wänden der Reithalle auf die ganze Weilermühle. Die Dreharbeiten für die nur zehn Minuten Videofilm beliefen sich auf 3 volle Tage. Und die im Video zu vernehmende Aussage von Elfe Franz: „Jetzt reitä mär hoim, mir duät nämlich langsam dr Arsch weh!“ war keineswegs nur gestellt!
Von Elfen, Vampiren und Werwölfen … Teil 3
Steigerung? Na klar! Nur… wie? In den Handlungsstrang eingebundene Quadrillen waren nichts Neues mehr. Genau so wenig, wie die schauspielerische Handlung und die Tänze zwischen und während den Reiteinlagen. Bodennebel, Lichteffekte und natürlich unsere Videoeinspieler waren ebenfalls Standard – zwar noch verbesserungsfähig, aber für uns „kalter Kaffee“. Es war schnell klar, was her musste: Gesang! Aber wie stellt man das an? Songtexte müssen etwas ausdrücken und die Musik muss die passenden Emotionen dazu erzeugen. Das alles war mit „Musik aus der Konserve“ nicht mehr zu bewerkstelligen. Zudem hätten wir aufgrund von Lizenzgebühren weder eine kostendeckende Aufführung, noch eine CD bzw. DVD unseres Musicals produzieren können. Die einzige Option: Selbermachen. Auch hier war es nur dem Zufall zu verdanken, dass Fred van Halen und Thomas Bleicher kurz vor „Produktionsbeginn“ an Bord gekommen sind. Nach einigen Stunden vor dem Storyboard, bekamen die Beiden eine Track-Liste, die nur stichwortartig meine Vorstellungen zur Atmosphäre und emotionaler Färbung der einzelnen Musikstücke enthielt. Die Trailer, die ich in den darauf folgenden Tagen „zur Probe“ per Mail bekam, waren überwältigend und übertrafen bei weitem meine Vorstellungen. Fünf Wochen später hatten Thomas und Fred alle acht Songs in Handarbeit komponiert und eingespielt. Und bei jedem Einzelnen davon voll ins Schwarze getroffen. Aber was war mit dem Gesang? Schließlich sind wir ein Reiterhof und keine Chorgemeinschaft. Hier waren es Alexandra von Hohenthal und Kuno Bucher, die sich bereit erklärten, ihr Können an die anderen Reiter zu vermitteln. Das Schreiben der Texte übernahmen Elena Geigges, Emil Wintermantel und ich. Mehrmals die Woche veranstalteten Alexandra und Kuno rege besuchte Chorproben im Reiterstüble. Mit Erfolg, wie ich meine, wenn ich mir das Resultat anhöre. Der Chor den es bei der Aufführung zu hören gab, bestand aus über 40 Reiterinnen und Reitern des Reiterhofs Weilermühle, von denen einige davor noch nie ans Singen dachten.
Damit aber nicht genug!:
Die Wichtigste Zutat für ein richtiges Musical, nämlich Musik und Gesang waren vorhanden. Was nun noch fehlte waren die Tanzeinlagen. Hierfür waren Sarah Meschenmoser und Jessi Hansler verantwortlich. An die Choreographie der Tänze wurde genau gleich herangegangen wie bei den Quadrillen: Die Tänze durften den Erzählstrang nicht unterbrechen – sie mussten die Geschichte ergänzen. Eine nahe liegende Idee war es, dort wo es möglich war, die Tänze mit den Quadrillen zu verflechten. Dies gab dem Stück nochmals etwas mehr Dynamik und Tempo.
Mehr Aufwand als je zuvor …
Die 20m² große Filmleinwand in der Reithalle sollte auch bei Teil 3 wieder zum Einsatz kommen. Hierfür setzten wir mehrere Drehtage an. Einige Eckdaten der Dreharbeiten lassen erahnen, welchen Aufwand wir für unsere Videoeinspieler betrieben haben:
– eine professionelle Filmkamera,
– 3 Making of – Kameras,
– ein 6 Meter Kamerakran,
– ein Schwebestativ,
– 4000 Watt Tageslichtstrahler u.v.m. …
Für das Filmequipment waren ein voll beladener Pferdehänger und zwei PKW erforderlich. Etwa 50 Personen waren an den Drehtagen vor Ort die um die Darsteller herum mit aufgaben wie Pferdemanagement, Kochen, Bewirtung, Kameraassistenz, Beleuchtung, Schminken und Transportaufgaben betraut waren. Eine ausführliche Dokumentation über die Dreharbeiten, sowie auch den gesamten Rest der Produktion, ist auf unserer „CHAOS III – DVD“ im „Making of“ zu finden.
Die Produktion der DVD und der Musik- CD
Ein Musical an dem über 100 Menschen beteiligt waren und dessen Produktion 18 Monate in Anspruch nahm, darf man nach Beendigung der Aufführungen nicht einfach in Vergessenheit geraten lassen. Etwas das bleibt – eine DVD – muss her. Das diese DVD in ihrer Qualität dem Musical selbst in nichts nachstehen darf wenn es diesem gerecht werden will, versteht sich von selbst. Aus diesem Grund wurden die Aufnahmen für die DVD ebenfalls mit der oben genannten professionellen Ausrüstung produziert. Das Besondere an der DVD: Nur etwa 30% der verwendeten Szenen stammen aus der Live- Aufführung. Der gesamte Rest besteht aus ausschließlich für die DVD gedrehten Nahaufnahmen oder Aufnahmen der fliegenden Kamera die am Kran montiert war.
Für die Produktion dieser Aufnahmen kamen die 70 Darsteller + ca. weitere 30 Mitwirkende des Chaos im Märchenwald mehrere Nächte (wegen der Lichtverhältnisse musste es dunkel sein) in der Reithalle zusammen (s. Making of auf der DVD). Wir mussten sogar eine Koppel zum Parkplatz umfunktionieren um allen Beteiligten eine Parkmöglichkeit bieten zu können. Der Aufwand hat sich allerdings gelohnt! Schaut man sich die DVD an, befindet man sich nicht am Rand des Märchenwaldes, sondern mitten drin! Unser Komponist Thomas Bleicher nahm sich die Vertonung der DVD vor. Der Ton entspricht dem höchstmöglichen DVD- Standard und liegt in 5.1 Surround- Codierung vor. Zudem wurden alle Songs mit zuschaltbaren Untertiteln versehen. Ganz besonders stolz sind wir allerdings auf unser MAKING OF! In insgesamt 10 Kapiteln wurde hier – durchgehend kommentiert und mit Interviews vieler Beteiligten – die Entstehung des Chaos im Märchenwald dokumentiert. Aus den anfänglich geplanten 30 Minuten Making of, wurden dann doch recht schnell ein 2,5 Stunden- Monsterprojekt.Das „Chaos im Märchenwald, Teil III“ ist eine faszierende Mischung aus Spielfilmsequenzen, Special Effects und Live-Aufnahmen, über das die Lokalpresse treffend schrieb: “Hollywood in Weilermühle” (Südkurier) und “eine Geschichte, die nicht nur Pferdefans begeistert” (Schwäbische Zeitung). Über 100 Personen, darunter 70 Darsteller haben mit mehr als 50 Pferden eine herausragende schauspielerische Leistung geboten, die professionellen Akteuren mit Sicherheit in nichts nachsteht. Kein Wunder, dass das Premierenpublikum so manche Freudenträne geweint hat und sich einig war: „So etwas gab es am Bodensee noch nie zu sehen.“
Das CHAOS IM MÄRCHENWALD wäre ohne das Engagement, die Talente, die Ideen und nicht zuletzt die Verlässlichkeit eines jeden Einzelnen nicht zu Stande gekommen. Ich bin stolz auf den Zusammenhalt unserer Hofgemeinschaft und freue mich schon auf unser nächstes Projekt!
Stefan Wintermantel